Mittag: Kooperiert die BIM bereits mit anderen Akteuren aus der Bauwirtschaft oder der Zivilgesellschaft, um nachhaltiges Bauen zu fördern?
Möhring: Der kontinuierliche Austausch mit anderen Akteuren ist für uns von großer Bedeutung. Deshalb ist die BIM Mitglied im Netzwerk C2C – „Cradle to Cradle“ geworden – gemeinsam mit anderen Städten, Landkreisen und Unternehmen. In dem Netzwerk geht es um das Lernen voneinander und den Transfer von Wissen. Welche Ansätze verfolgen andere Kommunen? Was funktioniert zum Beispiel in Aachen oder Köln und könnte auch für unseren Immobilienbestand interessant sein? Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, dann müssen wir offen sein für Innovationen und dürfen den Blick über den Tellerrand hinaus nicht scheuen. Hierfür sind wir u.a. auch in der Fördergemeinschaft Bauwesen aktiv, um den Austausch mit den baubezogenen Studiengängen der Berliner Hochschule für Technik und anderer Hochschulen zu fördern. Darüber hinaus haben wir mit verschiedensten Akteuren in der Stadt ein Netzwerk rund um das Thema dezentrale Regenwasserbewirtschaftung aufgebaut und wollen erste Pilotprojekte umsetzen. Die Transformation Berlins hin zu einer „Schwammstadt“ ist für uns ein weiterer Aspekt, der auf das Thema nachhaltiges Bauen einzahlt und der in Zukunft in unseren Portfolios weiter an Bedeutung gewinnen wird. Die Einwohnerzahl unserer Stadt wächst stetig, doch die zentralen Abwassersysteme können nicht problemlos mitwachsen. Bereits heute ist das Mischsystem bei Starkregen ausgelastet. Durch die Abkopplung eines Objektes von der Abwasserkanalisation entlastet man nicht nur das Kanalsystem, sondern vermeidet auch sogenannte Mischwasserüberläufe bei Starkregen. Ziel ist es, dass das Regenwasser vollständig vor Ort bewirtschaftet wird.
Mittag: Welche Herausforderungen gibt es aus Ihrer Sicht, um den Aspekt der Nachhaltigkeit im Bauen noch stärker zu verankern?
Möhring: Hier spielen gleich mehrere Aspekte eine Rolle. Ausgangspunkt aller Überlegungen ist natürlich die notwendige Finanzierung der Maßnahmen. Wir erhoffen uns, dass die BIM in diesem Bereich auch von dem neuen Sondervermögen „Klimaschutz, Resilienz und Transformation“ profitieren wird. Für die Umsetzung der Maßnahmen sind wir dann auf das entsprechende Knowhow angewiesen – zum einen, was Fachkräfte intern in unserem Baumanagement und in unserer Immobilienbewirtschaftung angeht, als auch extern bei unseren Dienstleistern. Wir beobachten bereits heute mit Sorge, dass sich immer weniger Firmen an unseren Ausschreibungen beteiligen, weil ihnen die Kapazitäten fehlen. Die Verfügbarkeit von Fachkräften ist vor dem Hintergrund der angestrebten Transformation unserer Stadt ein nicht zu unterschätzender Faktor. Gleiches gilt für die Vereinbarkeit der Klimaschutzmaßnahmen mit den Vorgaben des Denkmalschutzes. Betrachten wir alleine die 1.000 Gebäude im Bestand, die größer als 250 Quadratmeter sind, dann stehen rund 40 Prozent unter Denkmalschutz. In der Vergangenheit hat es an verschiedenen Stellen Zielkonflikte mit den Denkmalschutzbehörden gegeben. Mittlerweile sehe ich uns hier aber durch einen engen Austausch mit dem Landesdenkmalamt auf einem guten Weg. Klimaschutz und Denkmalschutz müssen zusammen funktionieren und schließen sich nicht aus.
Mittag: Wie wird denn Nachhaltigkeit innerhalb der BIM gelebt?
Möhring: Nachhaltigkeit ist für uns ein ganzheitlicher Ansatz, der sich in verschiedensten Feldern in unserem Unternehmen wiederfindet. Auf der institutionellen Ebene hat die BIM einen Nachhaltigkeitsbeauftragten. Zweijährig geben wir auch einen Nachhaltigkeitsbericht heraus, um Fortschritte bei der Implementierung eines systematischen Nachhaltigkeitsmanagements zu dokumentieren. Hierin berichten wir nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) über die für uns relevanten sozialen, ökonomischen und ökologischen Handlungsfelder. Neben dem Nachhaltigkeitsprogramm als Säule des Nachhaltigkeitsmanagements haben wir auch eine AG „365 nachhaltig“ ins Leben gerufen, in der sich Kolleginnen und Kollegen freiwillig engagieren. Durch Beiträge und Aktionen zeigen sie u. a. auf, wie einfach nachhaltiges Handeln im beruflichen und privaten Alltag sein kann. Nachhaltig leben und arbeiten bedeutet nicht nur Verzicht und Anstrengung, sondern es kann auch Spaß und Freude bereiten.
Mittag: Könnte die BIM ein CO₂-neutrales Unternehmen werden?
Möhring: Das ist unser Ziel – und zugleich Ansporn für die weiteren Maßnahmen in unserem Unternehmen. Auch wir müssen einen Transformationspfad einschlagen. Als ersten Schritt haben wir einen Meilensteinplan aufgestellt, der mehrere Phasen vorsieht. Am Anfang geht es darum, Arbeitspakete zu definieren und eine Ist-Analyse durchzuführen. Hierauf aufbauend entwickeln wir Maßnahmen zur Umsetzung. Wichtig ist, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem Weg mitgenommen werden. Nur so lässt sich Nachhaltigkeit auch wirklich mit Leben erfüllen. Bis zum Ende des Jahres 2028 soll die CO₂-neutrale BIM in unseren Flächen in der Keibelstraße und dann im ehemaligen Haus der Statistik Realität sein.